Pilotprojekt strukturierte Versorgung der CED Patienten in Hamburg

Aktuelle Daten aus der Versorgungsforschung und umfangreiche eigene Erfahrungen über 22 Jahre zeigen eindrücklich, dass die Versorgung der CED Patienten in einem erschreckend hohen Umfang nicht leitliniengerecht durchgeführt wird. [1]

 

Daraus resultieren nicht nur großes Leid, Folgeschäden und bleibende Behinderungen bei den Betroffenen sondern es entstehen volkswirtschaftlich hohe und häufig unnötige Kosten [2]. Es existieren bereits publizierte evidenzbasierte Versorgungspfade [3], die allerdings bisher noch nicht in die Realität umgesetzt werden konnten.

 

Daher ist in Hamburg ein Pilotprojekt zur Verbesserung der Versorgung der CED Patienten ins Leben gerufen worden.

 

Erste Schritte begannen im November 2010 mit dem Zusammenschluß der Leistungserbringer in Hamburg. Diese beinhalten den Landesverband der Gastroenterologen, Klinikambulanzen, Krankenhäuser und Tertiärzentren, wie die Uniklinik, Asklepios Westklinikum und die Schwerpunktpraxis Dr. Howaldt. Schnell begann die Konzeptarbeit und bereits im Februar 2011 konnten insgesamt sechs Industriepartner für die erste Phase dieses Konzept gewonnen werden. Im Mai 2011 fanden erste Gespräch mit dem Hausarztverband statt, die nun im Herbst diesen Jahres mit Vortragsveranstaltungen und Qualitätszirkeltreffen untermauert und ergänzt wurden.

 

Im Juni 2011 begann die Arbeit einer erfahrenen Medizin-IT Firma (Team Busch) an dem Internet-basierten CED Register, welches in enger ärztlicher Absprache im Frühjahr diesen Jahres fertiggestellt wurde. 

Seit September 2011 wurden mehrere positive Gespräche mit mehreren großen Krankenkassen geführt. Hier laufen zur Zeit umfangreiche Recherchen, Folgetermine wurden bereits vereinbart.

 

Wie von dem Kompetenznetz CED und der DGVS gefordert, sollen hier die Patienten unter Einschluß aller drei Ebenen (Hausarzt, Gastroenterologen, Tertiärzentren) eine strukturierte, leitlinienbasierte und qualitätsgesicherte Versorgung erhalten. Dieses wird mit einem internetbasiertem CED Register hinterlegt. Dieses Register wird web-basiert geführt und beinhaltet sowohl ökonomische Daten (Arbeitsunfähigkeitszeiten, OP-Häufigkeit, Krankenhausaufenthalte, Therapiekosten) als auch wissenschaftliche Evaluationen bezüglich Inzidenz von CED, Aktivitätsindizes, Lebensqualität, Therapiepfade etc.. Daran beteiligt sind Patienten, Hausärzte, Gastroenterologen und Tertiärzentren. 

 

Wir in Hamburg sind sehr froh, dass es uns gelungen ist, die häufig vorherrschende innerärztliche Konkurrenzsituation aufzuheben und sind zuversichtlich, mit diesem Projekt die Versorgungssituation der CED Patienten zu verbessern.

 
[1] Versorgungsrealität und Versorgungspfade bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa)“ J.C. Preiß, I. Blumenstein, S. Zeuzem, M. Zeitz; Z Gastroenterol 2009; 47:529-530

[2] „Health Care and Cost of Medication for Inflammatory Bowel Disease in the Rhein-Main Region, Germany: A Multicenter, prospective, internet-based Study“ I. Blumenstein et al. Inflamm Bowel Dis Volume 14. Number 1. January 2008

[3] „Evidenzbasierte und interdisziplinär konsentierte Versorgungspfade für Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa“ H. Raspe et al. Z Gastroenterol 2009; 47:541-562